Sicario Emily Blunt
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Kino-Tipp: Sicario

Wo beginnt das Böse? Wo hört das Gute auf? Ist der Feind meines Feindes mein Freund oder nur ein weiterer bedrohlicher Gegner den es ebenso auszumerzen gilt?

Sicario ist der neuste Streifen von Regisseur Denis Villeneuve, in dem er wie bereits in seinen vorausgegangenen Filmen diese Fragen aufwirft.

Bereits durch den Filmtitel „Sicario“ was das spanische Wort für „Auftragsmörder“ ist, werden die Grundthematiken des Drogenthrillers festgelegt.

Die Story von Sicario

Die Rahmenhandlung des Kartellfilmes ist schnell umrissen. Emily Blunt spielt Kate Macer, eine junge FBI Agentin die in Arizona nach einem brutalen Massenmord mehr will als immer nur die Strohmänner der Drogenbosse dran zu kriegen.

Sicario
Sicario ist ab dem 24. September 2015 im Kino zu sehen.

So begegnet sie Kurt Krieger (Josh Brolin) welcher Kate auf eine Reise an die Ränder der menschlichen Moral und weit darüber hinaus mitnimmt. Begleitet wird das sich im Zwielicht der Legalität bewegende Gespann von Alejandro (Benicio del Torro wie immer in einer seiner Paraderollen als zwielichtiger, nicht wirklich zu durchschauender Südamerikaner). Alejandro ist wortkarg und verschlossen, jedoch nie um eine Kugel verlegen sobald die Situation es verlangt.

Die Motive seines Handelns werden erst im Laufe des Filmes Scheibe um Scheibe freigelegt, es geht um Rache und Vergeltung. Diese Motive treiben ihn genauso wie die Schwächung des Mexikanischen Kartells. Denn del Torro agiert nicht nur für das FBI sondern ebenso für die kolumbianische Drogenmafia, welche einige Jahre zuvor von den amerikanischen Behörden soweit geschwächt wurde, dass die Mexikaner anfangen konnten die Kontrolle zu übernehmen.

Hier zeigen sich Krux und die eigentliche Problematik der Agierenden. Die Amerikaner zerstören einen Drogenring, bekämpfen die Brasilianer, die Kolumbianer, die Mexikaner. Durch das Abschlagen eines Hydrakopfes bekommen die Verbliebenen mehr von dem Kuchen und können sich besser entwickeln. Und während man sich dem nächsten Kopf widmet kann für den Abgeschlagenen ein Neuer ganz in Ruhe nachwachsen.

Wie löst man nun ein solch gordisches Problem? Im Idealfall würde die Hydra einfach verhungern, weil ihr die Nahrung ausgehen würde. Doch ernährt sich diese Hydra ausschließlich von der Drogensucht der Menschen, ihrem Wunsch danach der Realität zu entfliehen. Die Macht, das Ansehen und das viele Geld das der Drogenhandel mit sich bringt lassen das Monster nur immer größer werden und die Köpfe vermehren sich exponentiell, statt abzusterben.

Aus vielen verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet Sicario den Umgang der Menschen mit dem Drogenhandel. Wer profitiert? Wer ist Mitläufer? Wer verzweifelt an diesem System?

Viele Fragen die sich der Zuschauer während und nach dem Film stellt.

Gemeinsam mit Kate wird der Zuschauer in eine Welt gezogen die man doch eigentlich so nur aus Erzählungen kennt.

Besonders beeindruckend ist die Szene in der ein illegaler Verbindungstunnel zwischen Mexiko und den USA hoch genommen wird. Die Szene ist nur mit Wärmebildcameras und Nachtsichtgeräten gedreht und durch diesen stilistischen Kniff verschwimmen die Grenzen zwischen Schwarz und Weiß, den Guten und den Bösen noch mehr. Die Bösen sind nicht immer einfach die Anderen. Und man selbst ist nicht immer der Gute. Zwischen all dem steht so viel Grau, so viele Nuancen der Wahrnehmung. Sicario schafft genau dies wiederzugeben. Durch den Film wird man immer wieder gezwungen den eigenen Standpunkt zu überdenken, die bekannten Definitionen von Gut und Schlecht neu zu überdenken und das Gesehene neu zu reflektieren.

Nach zwei Stunden wird man dann wieder zurück in die Realität gespült und bleibt mit klopfenden Herzen in seinem Kinosessel zurück.

Man kann nicht nicht mitgenommen aus dem Kinosaal gehen. Warum die Welt so ist – oder so sein muss, fragt man sich danach.

Die Kritik von Sicario

Wir leben in Westeuropa in einer Blase des Wohlstandes, für uns ist es ein Zeichen von Dekadenz oder Langeweile wenn wir trinken, rauchen oder sonst etwas konsumieren. In Südamerika ist dies ein ganz anderes Thema. Hier definieren Verbrechen und Gewalt den Alltag, Bildung ist Wunschdenken und die Behörden sind korrupt und kaufbar. Armut durchzieht die Länder wie ein rotes Band und wo Armut ist, ist der Weg zu Gewalt und Verzweiflung nur ein kurzer.

Also was machen wir hier auf unserer Insel der Glückseligkeit? Wegsehen? Dagegen ankämpfen? Protestieren? Alles Mögliche Realitäten.

Emily Blunt wählt eine Möglichkeit nach der Anderen um mit jeder zu scheitern. Zum Schluss bleibt sie zurück und muss mit dem Erlebten leben, wie auch immer das gehen soll.

Wir in Europa werden nichts an den Drogenwelten ändern können, solange es Nachfrage gibt.

Aber wir können uns daran erinnern wie gut wir es haben. Welches Glück wir haben in diesen Längen und Breitengeraden geboren worden zu sein.

In diesem Sinne, viel Spaß im Kino eures Vertrauens und bis zum nächsten Mal!

Fotocredit: Studiocanal Germany

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