Julia Hanel
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Buch-Tipp: Zwei fürs Leben von Julia Hanel

Mit Zwei fürs Leben ist der Debütroman der deutschen Autorin Julia Hanel erschienen. Wir haben das Erstlingswerk mit großer Spannung gelesen.

Die Story von Zwei fürs Leben

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„Zwei fürs Leben“ von Julia Hanel ist im Ullstein Verlag erschienen.

Anni führt ein normales, mittelspannendes Leben. Ihre Arbeit als Lektorin in einem mittelschlechten Fantasybuchverlag bereitet ihr nicht wirklich Freude, zum Kündigen reicht es jedoch nicht. Auch ihre Beziehung ist eher mittelschlecht, ausgewaschen könnte man sagen. Auch hier ist das Frustrationslevel einfach nicht groß genug um eine Veränderung anzustreben. Dann hat Anni einen Unfall, fällt ins Koma und ihr Leben nimmt eine unerwartete Wendung.

Bens Leben hingegen tümpelt nicht in gleichbleibender Monotonie vor sich hin – sein Alltag ist geprägt von ungelösten Konflikten, schlecht verarbeiteten Verlusten und einer kaum zu meisternden alle Sinne aufreibenden Ehe. Er kann nicht mehr und will nicht mehr und geht einen radikalen Schritt.

Als Anni Bens Stimme das erste Mal in ihrem Kopf hört, ist sie alles andere als begeistert. Er behauptet im Koma zu liegen und wäre einfach so in ihrem Kopf, er könne sich das nicht aussuchen. Aus der anfänglichen Panik wird schnell Sehnsucht nach diesen „Besuchen“ von Bens Stimme in Annis Kopf, ein Ausbruch aus der alltäglichen Routine.

Doch dann erwacht Ben und verschwindet aus Annis Kopf. Doch plötzlich ist es Anni, die sich in Bens Kopf wiederfindet– auch wenn diese nicht erneut ins Koma fällt.

So entsteht eine ungewöhnliche Bindung zwischen den beiden Protagonisten, die in wechselseitigen Besuchen in die Gedanken des anderen Eintauchen, sowohl in passenden als auch in äußerst unpassenden Situationen. Aus der Bindung wird Freundschaft und schnell stellt sich die Frage, ob man sich in die Stimme in seinem Kopf verlieben kann.

Die Kritik von Zwei fürs Leben

Julia Hanels Erstlingswerk ist ein angenehmer, leichter Liebesroman den man schwerlich aus der Hand legen kann wenn man die ersten Seiten gelesen hat. Auch wenn die äußere Handlung auf ein Minimum reduziert ist und der Fokus auf die intimen und oft verworrenen Gedanken der Protagonisten gerichtet ist, so lässt das Buch doch keine Langeweile aufkommen. Mit viel Charme und Esprit entwickelt die Jungautorin eine Liebesgeschichte auf einer ungewohnten Art. Es ist ein Gegenstück zu der visuell geprägten Tinderflirtwelt, in der mit einem Wisch alles weg ist, vielleicht auch der Mensch fürs Leben.

Einzig die Tatsache, dass sowohl Anni als auch Ben es so völlig unreflektiert hinnehmen, plötzlich die Stimme eines Wildfremden hören zu müssen war ein Wehmutstropfen beim lesen. Bei zwei erwachsenen Menschen hätte man erwarten können, dass sie sich nicht benehmen wie zwei Märchenfiguren und freudestrahlend in den verwandelten Kürbis steigen. Vor allem seit Väterchen Google und Brüderchen Wikipedia die Recherche so einfach gemacht haben. Wenn eure Haarblogautorinnen jemals die Stimme eines fremden Mannes in ihrem Kopf hätten würden sie gehörten Mann als auch das Thema „Hilfe! Ich höre eine fremde Stimme in meinem Kopf!“ erst einmal gründlich recherchieren, versprochen!
Doch von dieser Tatsache einmal abgesehen ist „Zwei fürs Leben“ ein wunderbarer, lustiger, fesselnder Liebesroman, voller Höhen und Tiefen, bei denen man so richtig schön aus tiefstem Herzen Seufzen kann.

Viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal!

Fotocredit: Ullstein Verlag

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